Artist

 

Thats me - Mister O to the P

„Weil es einfach Spaß macht …“

Musik war für mich nie bloß ein Hobby – sie war mein Zufluchtsort, mein Kompass, mein Herzschlag. Schon als Kind zog ich mich regelmäßig in mein Zimmer zurück, schloss die Tür, schob eine leere Kassette ins Doppeldeck und drückte „Record“. Mit einem billigen Ansteckmikrofon bewaffnet, träumte ich mich in eine Welt, in der ich Takte bestimmen und Klänge erschaffen konnte – weit weg von allem, was draußen war.

Als das Internet kam, änderte sich alles. Plötzlich war da diese neue Freiheit, eigene Sounds zu kreieren, ganz ohne große Studios oder teure Technik. Dance E-Jay 2 wurde mein erster Begleiter auf dieser Reise. Ich saß stundenlang vor dem Bildschirm, versunken in Beats und Samples, die ich immer wieder auseinandernahm und neu zusammensetzte. Später wechselte ich zu MAGIX – und blieb dem Dance- und Trance-Genre über Jahre treu.

Doch irgendwann reichte das stille Produzieren im stillen Kämmerlein nicht mehr aus. Über Freunde bekam ich die Möglichkeit, als DJ auf kleinen Dorffesten aufzulegen. Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl, als ich zum ersten Mal vor einer tanzenden Menge stand – mein Herz raste, meine Hände zitterten, aber als der Beat einsetzte, war da nur noch Euphorie. Dieses Strahlen in den Gesichtern der Leute, wenn der Drop kam – es machte süchtig.

Dann kam Hip-Hop in mein Leben. Und mit ihm ein neues Feuer. Die Stimmen von Nana, Down Low, RnG oder C-Block klangen nicht nur cool – sie berührten etwas in mir, das ich nicht in Worte fassen konnte. Ich wollte selbst rappen, eigene Geschichten erzählen. Also versuchte ich es – allerdings auf Englisch, angelehnt an amerikanische Vorbilder. Doch irgendetwas fühlte sich falsch an. Die Texte klangen nicht nach mir. Und vielleicht war es genau das, was mir – und meinem Publikum – fehlte: Echtheit.

Enttäuscht, aber nicht gebrochen, wandte ich mich einem neuen Kapitel zu: Symphonic Metal. Diese Mischung aus Härte und Melancholie, aus Orchesterklängen und düsterer Romantik, zog mich in ihren Bann. HIM wurde mein Kompass in dieser neuen Klangwelt. Ich produzierte Demos, spielte mit Stimmungen, tauchte ein in emotionale Tiefen, die ich zuvor nicht kannte. Auch wenn diese Songs nie veröffentlicht wurden – sie waren wichtig. Weil sie ehrlich waren.

Am Ende all dieser Stationen steht keine große Bühne, kein Plattenvertrag. Aber etwas viel Wertvolleres: die Erkenntnis, dass Musik mich immer begleitet hat – in allen Höhen und Tiefen, als Ausdruck, als Rückhalt, als Leidenschaft.

Und genau deshalb mache ich weiter. Weil es einfach Spaß macht. Und weil es sich anfühlt, wie heimkommen.

Der Wendepunkt – als aus Experiment Leidenschaft wurde

2004 war das Jahr, in dem sich mein musikalischer Weg grundlegend veränderte. Nach Jahren des Tüftelns, Produzierens und Träumens wagte ich erstmals den Schritt hinaus in die Welt – mit einem selbstgebauten Mixtape namens "Don’t call me J.". Es war mein erstes echtes Projekt: komplett englischsprachig, die Beats ausschließlich aus MAGIX-Samples zusammengebastelt. Für mich war es ein Meilenstein – für andere nur ein erster, wackeliger Versuch.

2005 stellte ich mein Werk erstmals der Öffentlichkeit vor. Nicht auf einer großen Bühne, sondern im digitalen Raum – auf Rap-Plattformen und in Hip-Hop-Foren, wo sich Gleichgesinnte aus dem gesamten deutschsprachigen Raum tummelten. Ich war voller Stolz. Und dann kam der Aufprall.

Was ich dort fand, war keine feiernde Community, sondern gnadenlos ehrliches Feedback. Zwischen all den Hobby-Rappern und Untergrundmusikern, die technisch deutlich weiter waren als ich, wirkte mein englisches Mixtape fast wie ein Fremdkörper. Belächelt. Überhört. Hinterfragt. „Warum rappst du nicht einfach auf Deutsch?“, fragte man mich – und traf damit einen wunden Punkt.

Blockside Wien beim KUS Soundproject (Mesut42 & RML)

Diese Frage ließ mich nicht mehr los.

Und so kam die Wende. Ich verabschiedete mich von der englischen Sprache – und fand damit ein Stück näher zu mir selbst. Plötzlich passten die Texte besser zu meinen Gedanken, meine Stimme klang echter, meine Aussagen klarer. Ich stellte auch die Beatproduktion ein, zumindest vorerst, und konzentrierte mich stattdessen auf professionell produzierte Freebeats, die ich online fand.

Es war, als hätte jemand ein neues Kapitel aufgeschlagen. Natürlich war es schwer, sich umzustellen – doch genau in dieser Phase lernte ich durch das wachsende Netzwerk viele Künstler kennen: Rapper aus Österreich, Deutschland, der Schweiz, sogar aus Italien. Jeder von ihnen brachte etwas mit, das mich inspirierte. Techniken, Denkweisen, Flow-Variationen.

Ich war nicht mehr allein in meinem Zimmer mit einem Kassettendeck. Ich war Teil einer Szene geworden. Und das war erst der Anfang.

Lehrjahre, Freundschaft und der erste große Release

In dieser intensiven Phase des Lernens und Wachsens saugte ich täglich Neues auf wie ein Schwamm. Technik, Flow, Sprachgefühl – alles wollte ich verstehen, alles selbst ausprobieren. Doch ich war nicht allein auf diesem Weg.

Ein Salzburger Hobby-Rapper namens Suspekt wurde in dieser Zeit zu meinem wichtigsten Wegbegleiter. Er erkannte etwas in mir, das ich selbst vielleicht noch nicht ganz greifen konnte – und er nahm sich die Zeit, es herauszuschälen. Er war es, der mich förderte, forderte, der meine Entwicklung aktiv begleitete. Für mich ist und bleibt er mein persönlicher Entdecker.

Doch auch die anderen Mitglieder von Salzburgs Finest, insbesondere Defacto und Crisis, nahmen mich unter ihre Fittiche. Sie waren nicht nur beeindruckende Künstler, sondern auch geduldige Lehrer. Von ihnen lernte ich die Feinheiten des Raps – und darüber hinaus auch die ersten Schritte in Richtung Mixing und Mastering. Plötzlich ging es nicht mehr nur darum, wie man rappt, sondern wie es klingt. Die Qualität bekam eine neue Dimension, und ich begann zu begreifen, wie viel Handwerk in einem scheinbar einfachen Track steckt.

 


O.P. im Homerecording Studio

2006 war es dann soweit: Mein erstes vollständig deutschsprachiges, öffentlich zugängliches Mixtape „Payback TV“ war geboren. Es war mehr als nur ein Projekt – es war eine Momentaufnahme einer aufblühenden Szene. Neun weitere Rapper aus verschiedenen Foren waren als Feature-Gäste mit dabei. Wir verbanden unsere Stimmen, unsere Ideen, unsere Energie. Und das Ergebnis war etwas, auf das ich bis heute stolz bin.

In den darauffolgenden Jahren entstanden weitere Deutschrap-Mixtapes – jedes davon ein Puzzlestück in meinem musikalischen Weg. Es war eine Zeit voller Kreativität, gegenseitiger Unterstützung und echter Leidenschaft. Wir feierten Beats, teilten Texte, philosophierten stundenlang über Lines und Flow – Rap war nicht nur Musik, es war unser Lebensgefühl.

Doch wie so oft im Leben veränderten sich die Dinge. Die Zeit verging, wir wurden älter. Interessen drifteten auseinander, Prioritäten verschoben sich, neue Wege wurden eingeschlagen. Unsere große, lebendige Rap-Gemeinschaft – einst wie eine kleine Familie – wurde mit der Zeit immer leiser.

Und doch blieb ich.

Auch wenn die goldene Ära langsam verblasste, blieb die Flamme in mir hell. Ich machte weiter – nicht für Ruhm oder Klicks, sondern aus demselben Grund wie damals, als alles begann:

Weil es einfach Spaß macht.

Recording Session mit Mesut42

Vom Schüler zum Mentor – und der Beginn von Blockside

Etwa um 2015 veränderte sich meine Rolle in der Szene ein weiteres Mal. Ich war nicht mehr nur der Lernende, der sich selbst verbessern wollte – plötzlich war ich derjenige, der andere unterstützte. Es war ein völlig neues Gefühl.

Damals lernte ich zwei junge, hungrige Rapper kennen: RML und Mesut42. In ihren Augen sah ich dasselbe Feuer, das einst in mir gebrannt hatte. Mit Begeisterung half ich ihnen bei der Produktion ihrer ersten Tracks, feilte an Texten, bastelte an Sounds – nicht als Lehrer von oben herab, sondern als Verbündeter, der ihre Vision verstand.

Kurze Zeit später gründete Mesut die Rap-Plattform Blockside Wien. Was als kleiner Kanal für unsere eigenen Solo- und Gemeinschaftsprojekte begann, entwickelte sich schnell zu einem Ort, der mehr sein sollte als nur ein Upload-Portal – es wurde ein kreativer Treffpunkt.

2016 wagten wir gemeinsam den nächsten Schritt: RML und Mesut nahmen am KUS Soundprojekt teil – einer Art Castingshow für Nachwuchstalente, mit Jury und Publikum. Ich stand im Hintergrund, nervös wie nie zuvor, aber voller Stolz. Die beiden lieferten eine ehrliche, solide Performance ab. Zwar reichte es am Ende nicht für einen Platz auf dem Podest, doch das spielte für mich kaum eine Rolle – sie hatten sich getraut, alles gegeben, sich präsentiert. Und ich war stolz, ein Teil davon gewesen zu sein.

Doch wie so oft verliefen die Wege nicht ewig parallel. RML legte das Mikrofon wenig später endgültig aus der Hand. Mesut hingegen versuchte 2020 noch einmal, Blockside Wien neu zu beleben – mit neuem Namen, neuer Ausrichtung, neuer Vision. Blockside Family sollte es heißen: eine offene Plattform für jeden Hobby-Rapper, egal woher, egal wie erfahren. Eine Community, in der sich niemand ausgeschlossen fühlen sollte.

Doch dann kam das Leben dazwischen – mit aller Härte. Ein familiärer Schicksalsschlag traf Mesut schwer, nahm ihm die Kraft, nahm ihm den Antrieb. Stück für Stück zog er sich aus der Szene zurück. Und irgendwann übergab er mir, mit leiser Stimme und voller Vertrauen, das Herzstück seines Schaffens: Blockside Family.

Es war mehr als nur ein symbolischer Akt. Es war ein Vermächtnis. Und eine Verpflichtung.

Die Reise geht weiter – und ist längst nicht zu Ende

Heute ist aus der einst kleinen Plattform Blockside Family ein kreatives Zuhause geworden – für all jene, die Rap nicht nur hören, sondern leben. Einer, der diesen Geist mit mir teilt, ist der deutsche Rapper M.A.T., mit dem mich bereits seit 2016 eine musikalische Freundschaft verbindet. Damals arbeiteten wir an einem gemeinsamen Featuretrack – heute sind wir ein festes Team. Wir featuren einander, pushen uns gegenseitig, und schmieden voller Vorfreude an einem gemeinsamen Mixtape.

Blockside Family ist mehr als nur eine Plattform – es ist unsere Spielwiese, unser Studio, unser digitales Wohnzimmer. Hier leben wir unsere Leidenschaft aus, ohne Druck, aber mit Hingabe.

Inzwischen sehe ich mich selbst als kleinen Musik-Allrounder – mit klarem Fokus auf Deutschrap, aber offen für Vieles. Und manchmal entstehen daraus Herzensprojekte, die weit über Beats und Bars hinausgehen.

Das Mixtape "Antagonist" ist nun am Start

2018 war so ein Moment. Ich verwirklichte einen lang gehegten Traum: Die Geschichte einer jungen Frau namens Mary, die aus ihrem eintönigen Alltag ausbricht und sich auf eine symbolische Pilgerreise begibt. Zehn Lieder lang erzähle ich ihren Weg – verpackt in sanfte Balladen und rockige Klänge. Das Album trägt den Titel „A Pilgrim’s Story“ – und es war mein ganz persönlicher Ausbruch aus der Komfortzone.

Doch meine musikalische Reise endet nicht bei Rap und Rock. Mit meinem Bruder Thomas, besser bekannt als Major O.T., teile ich eine ganz andere Leidenschaft: Industrial Metal. Gemeinsam produzieren wir Alben, die stilistisch stark an Rammstein erinnern – wuchtig, dunkel, kompromisslos. 2006, 2011 und zuletzt 2021 entstanden so unsere gemeinsamen Werke – jedes davon ein Kapitel brutaler Klanggewalt und familiärer Kreativität.

Mein bislang letztes Rap-Mixtape „Antagonist“ erschien am 15. Oktober 2022. Doch wer denkt, dass ich langsam zur Ruhe komme, irrt gewaltig. Die Ideen sprudeln, der Antrieb ist ungebrochen.

Ich bin noch lange nicht müde – und noch lange nicht fertig. Die nächsten Kapitel sind längst in Arbeit.

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